Jedes Jahr im Frühjahr werden in Herrnhut die Losungen für das überübernächste Jahr gezogen bzw. „gelost“. Der zeitliche Vorlauf von drei Jahren wird vor allem deshalb benötigt, weil die Losungen dann noch in mehr als 55 Sprachen übersetzt werden müssen. So wurden am 14. Mai 2025 die Losungen für 2028 gezogen.

Das Ziehen der Losungen findet immer in Herrnhut statt, in einem kleinen Saal des „Vogtshofes“, Sitz der Kirchenleitung der Evangelischen Brüder-Unität. Am Losungsziehen beteiligt sind die Mitglieder der Kirchenleitung und weitere Mitarbeitende. Die Losungsverse eines Jahrganges werden Tag um Tag vom 1. Januar bis zum 31. Dezember gezogen.

Das „Spruchgut“, das ist die Sammlung der alttestamentlichen Verse, aus denen die Losungen gezogen werden, repräsentiert sich in Gestalt von 1.824 nummerierten Kärtchen. Da die Sprüche der letzten beiden Jahrgänge der Losungen pausieren, befinden sich tatsächlich nur rund 1.100 Kärtchen in der Losungsschale.

Nachdem die Losungsverse gezogen wurden, beginnt die Arbeit des Losungsredakteurs. Seine Aufgabe besteht darin, die alttestamentliche „Losung“ mit zwei passenden Texten, einem aus dem Neuen Testament und einem Liedvers oder einem Gebet, zu ergänzen. In der Regel entstammen die Bibeltexte der Lutherbibel 2017. Mitunter eignen sich aber andere Übersetzungen besser, und so entstammt mancher Vers der Zürcher Bibel, der Gute Nachricht Bibel oder der BasisBibel.

Wenn die drei Texte für jeden Tag feststehen, ist das Manuskript für die Losungen eines Jahrganges abgeschlossen. Es wird nun an die internationalen Übersetzerinnen und Übersetzer versandt sowie für den Druck aufbereitet.

Die Losungen unterliegen keinem ehernen Gesetz. In regelmäßigen Abständen werden die alttestamentlichen Sprüche von einem Ausschuss durchgesehen. Vorschläge für neue Losungen werden bearbeitet und bisher bekannte Texte herausgenommen, wenn beispielsweise ihre Aussagekraft zu einseitig interpretierbar oder nicht mehr verständlich ist.

 

Die Losungen werden jedes Jahr in der gleichen Zeit gezogen. Warum?

Am 3. Mai 1728 Tag gab Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700 – 1760) der Herrnhuter Gemeinde bei einer abendlichen Versammlung ein Motto für den kommenden Tag aus. Die erste Tageslosung war der Anfang einer Liedstrophe: „Liebe hat ihn hergetrieben, Liebe riss ihn von dem Thron, und wir sollten ihn nicht lieben?“ – und es begann eine beispiellose Geschichte.
 

„Ich staune ...“

Immer wieder staune ich, wie die Losungen und der dazu mit Bedacht und sorgsam ausgewählte Lehrtext in Lebenssituationen zu sprechen beginnen.

Bischof Jochen Bohl

 

 


Das Buch zu den Losungen

In diesem Buch können Sie sich in mehreren Kapiteln über die Geschichte, die Entstehung, die Verbreitung und den Gebrauch der „Täglichen Losungen und Lehrtexte der Brüdergemeine“ informieren.
Vom Losungsbearbeiter ist Interessantes und Wissenswertes zur heutigen Entstehung des Losungsbuches zu erfahren. Es wird vom Anfang der Losungen berichtet und von seinem „Erfinder“, dem Grafen Zinzendorf.
Das Buch informiert auch über die weltweite Verbreitung und zu den vielen verschiedenen Ausgaben in anderen Sprachen. Es gibt auch persönliche Erfahrungen mit dem Losungsbuch weiter und lädt zu seinem täglichen Gebrauch ein.
Informationen zur Brüdergemeine und weiterführende Literaturhinweise ergänzen das Buch über die Losungen.

Das Buch kann für 5,00 € in der Comenius-Buchhandlung bestellt werden.