»Ich staune ...«
Immer wieder staune ich, wie die Losungen und der dazu mit Bedacht und sorgsam ausgewählte Lehrtext in Lebenssituationen zu sprechen beginnen.
Altbischof Jochen Bohl
Der Termin
Die Losungen werden jedes Jahr in der gleichen Zeit gezogen, um den 3. Mai herum. Warum?
An diesem Tag verkündete im Jahr 1728 bei der abendlichen Versammlung in Herrnhut Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) der Gemeinde ein kurzes Wort für den kommenden Tag. Mit dem Liedvers: »Liebe hat ihn hergetrieben, Liebe riss ihn von dem Thron, und wir sollten ihn nicht lieben?« begann eine beispiellose Geschichte.
Die Losungen und die Jahreslosung
Trotz der Ähnlichkeit in Idee und Namen kommen die Jahreslosungen nicht von der Herrnhuter Brüdergemeine. Sie werden, wie die Monatssprüche, von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) in Berlin herausgegeben.
19 Mitglieder – Jugendverbände, missionarisch ausgerichtete Vereine, Bibelgesellschaften – auch aus der Schweiz, Österreich und dem Elsass, die Liturgische Konferenz der EKD, der Gnadauer Gemeinschaftsverband, die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) und die Brüder-Unität entsenden Vertreter.
Mehr Informationen unter www.oeab.de
Wie ein neuer Jahrgang entsteht
Jedes Jahr im Frühjahr werden in Herrnhut die Losungen für das überübernächste Jahr gezogen oder »gelost«. Der zeitliche Vorlauf von drei Jahren wird vor allem deshalb benötigt, weil die Losungen dann noch in mehr als 55 Sprachen übersetzt werden müssen. So wurden am 22. April 2020 die Losungen für 2023 gezogen.
Das Ziehen der Losungen findet immer in Herrnhut statt, in einem kleinen Saal des »Vogtshofes«, der auch einer der drei Verwaltungssitze der Evangelischen Brüder-Unität ist. Am Losungsziehen beteiligt sind die Mitglieder der Direktion, der Kirchenleitung der Europäisch-Festländischen Brüder-Unität, sowie ökumenische Gäste. Die Losungsverse eines Jahrganges werden Tag um Tag vom 1. Januar bis zum 31. Dezember gezogen.
Das »Spruchgut«, das ist die Sammlung der alttestamentlichen Verse, aus denen die Losungen gezogen werden, repräsentiert sich in Gestalt von 1.824 nummerierten Kärtchen. Da die Sprüche der letzten beiden Jahrgänge der Losungen pausieren, befinden sich tatsächlich nur rund 1.100 Kärtchen in der Losungsschale.

Nachdem die Losungsverse gezogen wurden, beginnt die Arbeit des Losungbearbeiters. Seine Aufgabe besteht darin, die alttestamentliche »Losung« mit zwei passenden Texten, einem aus dem Neuen Testament und einem Liedvers oder einem Gebet, zu ergänzen.
Wenn die drei Texte für jeden Tag feststehen, ist das Manuskript für die Losungen eines Jahrganges abgeschlossen. Es wird nun an die internationalen Übersetzerinnen und Übersetzer versandt sowie für den Druck aufbereitet.
Die Losungen unterliegen keinem ehernen Gesetz. In regelmäßigen Abständen werden die alttestamentlichen Sprüche von einem Ausschuss durchgesehen. Vorschläge für neue Losungen werden bearbeitet und bisher bekannte Texte herausgenommen, wenn beispielsweise ihre Aussagekraft zu einseitig interpretierbar oder nicht mehr verständlich ist.
Das Buch zu den Losungen
In diesem Buch können Sie sich in mehreren Kapiteln über die Geschichte, die Entstehung, die Verbreitung und den Gebrauch der »Täglichen Losungen und Lehrtexte der Brüdergemeine« informieren.
Von der Losungsbearbeiterin ist Interessantes und Wissenswertes zur heutigen Entstehung des Losungsbuches zu erfahren. Es wird vom Anfang der Losungen berichtet und von seinem »Erfinder«, dem Grafen Zinzendorf.
Das Buch informiert auch zur weltweiten Verbreitung und zu den vielen verschiedenen fremdsprachigen Ausgaben. Es gibt auch persönliche Erfahrungen mit dem Losungsbuch weiter und lädt zu seinem täglichen Gebrauch ein.
Informationen zur Brüdergemeine und weiterführende Literaturhinweise ergänzen das Buch über die Losungen.
Das Buch ist für 7,50 € zzgl. Porto in der Comenius-Buchhandlung zu beziehen. Hier können Sie bestellen.