»Positives Vorzeichen ...«
Das Wort der Losungen ist für mich das positive Vorzeichen vor den Terminen des Tages. Das verändert den Alltag und weitet mein Verständnis für das, was mir widerfährt. Es führt zugleich zu einem tieferen Verstehen der biblischen Texte.
Alt-Bischof Dr. Wolfgang Huber
Seit 295 Jahren gibt es die Losungen
Das Datum der ersten Losung steht fest: Am 3. Mai 1728 in einem Abendgottesdienst in Herrnhut gab Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf der Gemeinde ein kurzes Wort für den kommenden Tag mit auf den Weg. Mit dem Liedvers: »Liebe hat ihn hergetrieben, Liebe riss ihn von dem Thron, und ich sollte ihn nicht lieben?« begann die Geschichte der Losungen.
Bald gab es in Herrnhut täglich eine solche »Parole für den Tag«. Zinzendorf nannte die Losungen »fortgesetzte Gespräche des Heilands mit der Gemeinde«. Heute lesen Christen aus vielen Kirchen die Losungen in 60 Sprachen.
1731 wurde die erste gedruckte Losung herausgegeben. Seit diesem Jahr erscheinen die Losungen ohne Unterbrechung, Jahr für Jahr. Mit der Herrnhuter Missionsarbeit, die 1732 beginnt, wurden dann die Weichen für die weltweite Verbreitung der Losungen gestellt.
Die äußere Gestalt der Losungen wandelte sich in den vergangenen Jahren immer wieder. Auch inhaltlich gab es Veränderungen, besonders durch Zinzendorf selbst. Und nach seinem Tod veränderten sich die Losungen weiter. Heute haben sie für jeden Tag des Jahres je ein Bibelwort aus dem Alten und dem Neuen Testament sowie einen Liedvers oder ein Gebet. Dabei wird die alttestamentliche »Losung« aus 1824 Bibelversen gelost. Danach werden der neutestamentliche »Lehrtext« und der »Dritttext« thematisch dazu passend ausgewählt.
Goethe und die Losungen
Goethe hatte in recht jungen Jahren auch Kontakt zur Brüdergemeine, darauf stößt man unter anderem in der Wetterau in Hessen. Dort erfährt der Besucher Herrnhaags, eines im 18. Jahrhundert bedeutenden Zentrums der Herrnhuter, dass Goethe 1769 Gast bei der Synode der Brüdergemeine im benachbarten Marienborn war.
Welche Rolle die Losungen - vermittelt durch seine Mutter - in Johann Wolfgangs Leben spielten, hat der Historiker Dr. Guntram Philipp entdeckt. Lesen Sie hier.